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Die Kraft des Aussprechens – Warum wir uns besser fühlen, wenn wir über Dinge reden und wie es hilft Emotionen zu verarbeiten

Autorenbild: Saskia WillSaskia Will

drei kleine Notizbücher und ein Spruch "jeder Tag ist eine neue leere Seite im Buch deines Lebens"
Dieser Spruch erinnert uns daran, dass jeder Tag die Chance bietet, neu zu beginnen und unsere eigene Geschichte zu schreiben. Er passt wunderbar zu deinem Thema rund um Journaling und Achtsamkeit.

Kennst du das auch? Eine Situation regt dich unglaublich auf – vielleicht ein Streit, ein stressiger Arbeitstag oder einfach eine nervenaufreibende Kleinigkeit. Die Gefühle kochen über, und du hast das Gefühl, kurz vor dem Explodieren zu stehen. Doch dann fragt dich jemand: "Was ist denn los?" Du fängst an, darüber zu sprechen, lässt den ganzen Dampf ab – und plötzlich fühlst du dich viel besser, als hättest du einen inneren Druck abgelassen. Die Wut, der Stress oder die Enttäuschung sind nicht mehr so überwältigend.

Dieses Phänomen ist nicht nur alltäglich, sondern auch wissenschaftlich belegt. Es zeigt, wie stark das Ausdrücken von Emotionen unser Wohlbefinden beeinflussen kann. Eine der interessantesten Studien zu diesem Thema stammt von dem Psychologen James Pennebaker.


Die Pennebaker-Studie: Worte haben eine heilende Wirkung

James Pennebaker und sein Forschungsteam haben über Jahre hinweg untersucht, wie das Schreiben und Ausdrücken von Emotionen das körperliche und emotionale Wohlbefinden verbessern kann. In einer seiner bekanntesten Studien bat Pennebaker die Teilnehmer, über belastende oder traumatische Erlebnisse zu schreiben. Das Ergebnis: Diejenigen, die regelmäßig über ihre Gefühle und Erlebnisse schrieben, hatten nicht nur eine bessere psychische Gesundheit, sondern waren auch körperlich gesünder. Sie erkrankten seltener und fühlten sich emotional ausgeglichener.


Warum das Aussprechen gut tut

Das Reden über belastende Situationen oder Gefühle hat eine entlastende Wirkung, weil wir unsere Gedanken sortieren und in eine andere Perspektive rücken. Wenn wir etwas aussprechen, bekommen wir emotionalen Abstand zu dem Problem, das uns belastet. Du kennst dieses Gefühl sicher: Nach einem Gespräch, in dem du deine Sorgen geteilt hast, wirkt die Situation oft weniger erdrückend, und du fühlst dich leichter und gelassener.

Das Sprechen hilft uns, weil wir von der unmittelbaren Rückmeldung und der emotionalen Unterstützung profitieren, die wir im Gespräch von anderen bekommen. Wir teilen unsere Last und fühlen uns gehört und verstanden – das allein kann die Intensität unserer negativen Gefühle reduzieren.


Der Unterschied zwischen Aussprechen und Aufschreiben

Während das Aussprechen oft unmittelbar Erleichterung bringt, hat das Aufschreiben von Gefühlen eine andere, tiefere Wirkung. Das Aufschreiben zwingt uns, unsere Gedanken noch präziser zu formulieren und klarer zu strukturieren. Dadurch kommen wir oft zu Erkenntnissen, die wir im Gespräch nicht erreicht hätten. Schreiben ist ein Prozess der Selbstreflexion, der uns hilft, die eigenen Emotionen besser zu verstehen und die Situation zu verarbeiten.

Der wichtigste Unterschied ist, dass das Schreiben ein langsameren, introspektiveren Prozess darstellt, der uns Raum gibt, wirklich tiefer in die Emotionen einzutauchen. Es erlaubt uns, das Erlebte aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten und neue Einsichten zu gewinnen. Es ist ein Weg, unseren inneren Dialog zu führen, ohne dass wir sofortige Reaktionen von anderen brauchen.


Worauf es beim Schreiben ankommt

Wenn du dich dafür entscheidest, deine Gefühle aufzuschreiben, solltest du auf einige Punkte achten, damit das Schreiben wirklich hilfreich ist:

  1. Ehrlichkeit: Es ist wichtig, dass du dir erlaubst, ehrlich mit dir selbst zu sein. Schreibe alles auf, was dir in den Sinn kommt, ohne es zu bewerten. Du musst niemandem gefallen oder beeindrucken – diese Worte sind nur für dich.

  2. Gefühle benennen: Versuch, deine Gefühle genau zu benennen. Fühlst du dich wütend, enttäuscht, traurig oder ängstlich? Je genauer du deine Emotionen beschreibst, desto besser kannst du sie verarbeiten.

  3. Reflektiere das Warum: Beim Schreiben solltest du nicht nur beschreiben, was passiert ist, sondern auch, warumes dich so beschäftigt. Was hat die Situation in dir ausgelöst? Welche Gedanken und Erinnerungen kommen dabei hoch?

  4. Loslassen: Das Schreiben gibt dir die Möglichkeit, deine Gefühle loszulassen. Es geht nicht darum, perfekt zu formulieren oder alle Probleme zu lösen. Manchmal reicht es, die Emotionen auf Papier zu bringen, um sie aus deinem Kopf zu befreien.

Pennebaker betont in seinen Studien, dass es beim Schreiben nicht darum geht, literarische Meisterwerke zu schaffen. Vielmehr ist es die Aktivität des Schreibens an sich, die hilft, innere Konflikte zu lösen und Klarheit zu gewinnen.


Wo du schreiben kannst: Die Möglichkeiten sind vielfältig

Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, wie du das Schreiben in deinen Alltag integrieren kannst. Es muss nicht immer ein formelles Tagebuch sein. Hier sind einige Ideen, wo du deine Gedanken und Gefühle festhalten kannst:

  1. Journaling-Bücher: Es gibt spezielle Journaling-Bücher, die dir nicht nur leere Seiten bieten, sondern auch mit Fragen oder Impulsen arbeiten, die dich beim Schreiben unterstützen. Solche Bücher sind ideal, wenn du dich von festen Strukturen leiten lassen möchtest.

  2. Notizbücher: Ein einfaches Notizbuch kann dein täglicher Begleiter sein. Du brauchst nichts Ausgefallenes – das Wichtigste ist, dass du einen Ort hast, an dem du regelmäßig schreibst.

  3. Digitale Notizen: Wenn du eher digital unterwegs bist, kannst du auch auf deinem Smartphone oder Laptopschreiben. Apps wie Evernote oder Google Docs bieten dir die Möglichkeit, deine Gedanken überall festzuhalten und sogar unterwegs zu schreiben.

  4. Journaling-Apps: Es gibt spezielle Apps fürs Journaling, die dir helfen können, deine Gedanken und Gefühle zu strukturieren. Apps wie Day One, Journey oder Reflectly bieten dir eine praktische Möglichkeit, täglich zu reflektieren und deine Einträge sogar mit Fotos oder Erinnerungen zu verbinden.

  5. Bullet Journals: Wenn du es kreativer magst, ist ein Bullet Journal vielleicht das Richtige für dich. Hier kannst du nicht nur schreiben, sondern auch zeichnen, planen und deine Gedanken auf visuelle Weise ordnen.

Es spielt keine Rolle, wo du schreibst – wichtig ist, dass du dir die Zeit dafür nimmst. Jede Form des Schreibens gibt dir Raum, deine Emotionen zu ordnen, zu reflektieren und Belastendes loszulassen.


Fazit: Warum das Schreiben so kraftvoll ist

Das Aussprechen hilft uns, Gefühle sofort loszuwerden und emotionale Unterstützung zu erfahren. Das Schreiben jedoch hat eine noch tiefere Wirkung – es gibt uns Raum, unsere Gedanken und Gefühle zu ordnen und langfristig zu verarbeiten. Beides, das Aussprechen und das Aufschreiben, sind kraftvolle Werkzeuge, um inneren Stress abzubauen und emotionale Balance zu finden.

Wenn du das nächste Mal das Gefühl hast, dass deine Emotionen dich überwältigen, nimm dir einen Moment Zeit. Du kannst darüber sprechen oder es aufschreiben – beides wird dir helfen, wieder zu dir selbst zu finden und den inneren Druck zu lösen.



Möchtest du mehr darüber erfahren, wie Journaling dir helfen kann, stressige Situationen zu verarbeiten und mehr Achtsamkeit in deinen Alltag zu bringen? Schau nächste Woche auf meinem Blog vorbei, wenn ich erkläre, wie du gemeinsam mit deinem Kind ein Journaling-Ritual etablieren kannst, das euch beide stärkt und verbindet.

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