
In den letzten Blogbeiträgen haben wir darüber gesprochen, wie wichtig es ist, Kindern zu helfen, ihre Emotionen zu verarbeiten – sei es durch das Aussprechen oder durch tägliches Journaling. Diese Rituale fördern nicht nur die emotionale Entwicklung, sondern helfen Kindern auch, mit den alltäglichen Herausforderungen des Lebens besser umzugehen. Doch was ist mit den Herausforderungen, die uns als Erwachsene beschäftigen, wie finanzielle Sorgen, Beziehungsprobleme oder Trauer? Kinder spüren oft, wenn etwas nicht stimmt, und fragen nach.
In diesem Beitrag möchte ich dir zeigen, wie du diese schwierigen Erwachsenenthemen auf kindgerechte Weise erklärst, ohne dein Kind emotional zu überfordern, und wie du gleichzeitig emotionale Sicherheit schaffst.
Übrigens: Mein Buch zum Journaling mit Kindern ist bereits erschienen! Es bietet dir viele praktische Ansätze, wie du durch Journaling, Yoga und Achtsamkeitsübungen den Alltag für dich und dein Kind strukturieren kannst, um gemeinsam mehr Ruhe und Verbundenheit zu finden. Du findest darin auch hilfreiche Tipps, wie du Rituale schaffst, die emotionale Stabilität fördern.
1. Grundprinzipien kindgerechter Kommunikation
Altersgerechte Erklärungen: Genau wie beim Journaling ist es wichtig, den Ton und die Tiefe der Erklärung dem Alter des Kindes anzupassen. Nutze einfache Worte und kurze Erklärungen, die dein Kind verstehen kann. Studien zeigen, dass Kinder oft falsche Schlussfolgerungen ziehen, wenn sie schwierige Situationen wahrnehmen, aber nicht verstehen (Jellinek & Cohen, 2017). Daher ist es wichtig, ihnen die Informationen altersgerecht zu geben.
Offene Fragen zulassen: Kinder haben oft viele Fragen, wenn sie merken, dass Erwachsene Sorgen haben. Gib ihnen Raum, ihre Fragen zu stellen, und beantworte sie auf eine beruhigende, aber ehrliche Weise. Eine offene Kommunikation stärkt das Vertrauen und reduziert Ängste (Rothbaum et al., 2000).
2. Beispiele für schwierige Themen und ihre kindgerechte Erklärung
Beziehungsprobleme: "Mama und Papa sind manchmal nicht einer Meinung, aber das ist normal. Du musst dir keine Sorgen machen, wir kümmern uns darum." Kinder neigen dazu, sich für familiäre Konflikte verantwortlich zu fühlen, daher ist es wichtig, dass sie wissen, dass es nicht ihre Aufgabe ist, solche Probleme zu lösen.
Finanzielle Sorgen: "Manchmal müssen Erwachsene darauf achten, wie sie ihr Geld ausgeben, aber wir haben immer alles, was wir brauchen, um uns sicher zu fühlen." Offene Gespräche über finanzielle Unsicherheiten können Kindern helfen, Ängste abzubauen und ein Gefühl von Sicherheit zu bewahren (Rothbaum et al., 2000).
Schwere Krankheit oder Tod: "Wenn Menschen sehr krank werden, tun die Ärzte alles, um ihnen zu helfen. Manchmal können sie nicht gesund werden, aber wir behalten sie immer in unserem Herzen." Studien zeigen, dass das Verständnis des Todes bei Kindern je nach Alter variiert und ab etwa sieben Jahren konkreter wird (Nagy, 1948).
3. Strategien, um emotionale Sicherheit zu gewährleisten
Sicherheit vermitteln: Studien belegen, dass Kinder, die sich emotional sicher fühlen, eine höhere Resilienz entwickeln (Carlson & Sroufe, 1995). Wie beim Journaling und den abendlichen Ritualen, bei denen Kinder Stabilität erfahren, sollten Eltern auch in schwierigen Gesprächen betonen, dass ihr Kind sicher ist und dass die Erwachsenen die Verantwortung tragen.
Positive Routinen aufrechterhalten: Rituale wie Journaling oder Atemübungen helfen, eine sichere Struktur zu schaffen. In meinem Buch erkläre ich, wie solche Routinen den Kindern Halt geben, gerade wenn das Umfeld unsicher erscheint. Diese stabilisierenden Rituale tragen zur emotionalen Sicherheit bei.
4. Emotionale Intelligenz fördern
Gefühle benennen: Hilf deinem Kind, seine Gefühle zu verstehen und zu benennen, indem du offen darüber sprichst, wie sich bestimmte Situationen für dich anfühlen, und frage nach, wie sich dein Kind fühlt. Kinder, die lernen, ihre Gefühle zu benennen und zu verstehen, entwickeln bessere Selbstregulierungsfähigkeiten (Eisenberg & Spinrad, 2004).
Gesundes Vorbild sein: Hierzu möchte ich eine persönliche Geschichte mit dir teilen. Eines Tages fragte mich mein 5-jähriges Kind, warum der Papa nie traurig sei, weil es ihn nie weinen sieht. Was sagt man dazu, dachte ich mir? Also erklärte ich es so: „Natürlich ist der Papa auch traurig. Er weint aber nicht immer, wenn er traurig ist. Er ist dann ganz ruhig und mit seinen Gedanken beschäftigt. Andere Menschen weinen, wenn sie traurig sind. Jeder reagiert anders." Mein Kind entnahm daraus jedoch, dass man nicht weinen muss, weil der Papa offensichtlich in einem traurigen Moment seine Emotionen unterdrückt hatte. Ich sagte daraufhin: "Du musst nicht zeigen, dass du stark bist, indem du deine Emotionen unterdrückst. Du bist stark, indem du deine Emotionen zeigst." Kinder sollten lernen, dass es völlig in Ordnung ist, Gefühle zu zeigen und sie auszudrücken – das macht sie stark.
Fazit
Kinder sollten mit schwierigen Erwachsenenthemen nicht allein gelassen werden, aber es ist entscheidend, wie wir diese Themen erklären. Durch einfache, einfühlsame Gespräche kannst du deinem Kind emotionalen Halt und Sicherheit bieten. Wenn du mehr darüber erfahren möchtest, wie du diese Art von Achtsamkeit und Verbindung in den Alltag integrieren kannst, schau dir gerne mein Buch an. Es enthält viele hilfreiche Rituale und Übungen, die Eltern und Kinder stärken.
Quellen:
Jellinek, M. S., & Cohen, G. J. (2017). "The impact of emotional perception in children."
Carlson, E. A., & Sroufe, L. A. (1995). "Emotional security in children."
Nagy, M. (1948). "The child’s concept of death."
Rothbaum, F., et al. (2000). "The value of open communication in child development."
Eisenberg, N., & Spinrad, T. L. (2004). "Emotion-related regulation: Its role in child development."
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